Wenn wir über Gewalt in Beziehungen sprechen, denken viele zuerst an körperliche Übergriffe. Doch emotionale Gewalt ist ebenso schädlich – und oft schwerer zu erkennen. Während die öffentliche Aufmerksamkeit oft auf die Opfer weiblicher Gewalt gerichtet ist, erleben auch Männer emotionale Gewalt. Leider sprechen sie selten darüber, sei es aus Scham, gesellschaftlichem Druck oder weil sie die Anzeichen nicht richtig deuten.

Was ist emotionale Gewalt?

Emotionale Gewalt umfasst eine Vielzahl von Verhaltensweisen, die darauf abzielen, die Würde, das Selbstbewusstsein oder die emotionale Stabilität eines Menschen zu untergraben. Beispiele für emotionale Gewalt sind:

  • Abwertung: Ständige Kritik oder das Lächerlichmachen von Gefühlen und Meinungen.
  • Isolation: Verbote oder Manipulationen, um den Kontakt zu Freunden oder Familie zu beschränken.
  • Manipulation: Der Einsatz von Schuldgefühlen, um Kontrolle auszuüben.
  • Gaslighting: Das systematische Leugnen von Wahrnehmungen, um das Gegenüber zu verunsichern.

Wie erleben Männer emotionale Gewalt?

Für Männer ist es oft besonders schwierig, emotionale Gewalt zu erkennen und einzugestehen. Gesellschaftliche Rollenbilder verlangen von Männern, stark und unerschütterlich zu sein. Wenn sie in einer Beziehung emotional missbraucht werden, können sie das oft nicht mit ihrem Selbstbild vereinbaren.

Häufige Erfahrungen sind:

  • Verlust des Selbstwerts: Wiederholte Kritik oder Demütigung lässt Männer an sich selbst zweifeln.
  • Emotionale Erpressung: Aussagen wie „Wenn Du mich wirklich lieben würdest, würdest Du…“ setzen Männer unter Druck.
  • Kontrolle: Manche Partnerinnen überwachen den Alltag ihrer Männer oder stellen ständig Forderungen, die sie emotional auslaugen.

Warum sprechen Männer nicht darüber?

Es gibt mehrere Gründe, warum Männer emotionale Gewalt selten ansprechen:

  1. Scham: Das Eingeständnis, Opfer geworden zu sein, wird oft als Schwäche empfunden.
  2. Fehlendes Bewusstsein: Viele Männer erkennen nicht, dass sie missbraucht werden.
  3. Gesellschaftliche Vorurteile: Emotionale Gewalt gegen Männer wird oft belächelt oder nicht ernst genommen.
  4. Isolation: Emotionale Gewalt führt oft dazu, dass Männer den Zugang zu Unterstützungsnetzwerken verlieren.

Die Auswirkungen auf Männer

Emotionale Gewalt kann langfristige Folgen haben:

  • Psychische Gesundheit: Depressionen, Angstzustände und geringes Selbstwertgefühl sind häufige Folgen.
  • Beziehungsfähigkeit: Männer, die emotionale Gewalt erlebt haben, haben oft Schwierigkeiten, in zukünftigen Beziehungen Vertrauen aufzubauen.
  • Gesundheitliche Risiken: Chronischer Stress kann körperliche Beschwerden wie Herz-Kreislauf-Probleme oder Magenbeschwerden auslösen.

Was können Männer tun?

  1. Erkennen: Der erste Schritt ist, emotionale Gewalt als solche zu identifizieren.
  2. Sprechen: Mit einer Vertrauensperson über die Erlebnisse zu sprechen, kann entlastend wirken.
  3. Professionelle Hilfe suchen: Therapeuten oder Selbsthilfegruppen bieten Unterstützung.
  4. Grenzen setzen: Klar kommunizieren, was nicht akzeptabel ist, und Konsequenzen ziehen, wenn Grenzen überschritten werden.

Fazit

Emotionale Gewalt ist eine unsichtbare Wunde, die tief gehen kann. Männer, die davon betroffen sind, sollten wissen: Sie sind nicht allein, und ihre Erfahrungen verdienen Gehör. Mit dem richtigen Wissen, Unterstützung und Mut können sie sich aus der Gewalt befreien und zu einem stärkeren Selbst zurückfinden.

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