Jede Woche liest man in den Schlagzeilen von Männern, die ihre Ex-Partnerin und oft auch ihre Kinder töten, bevor sie sich selbst das Leben nehmen. Solche Taten werden als „Familiendrama“ oder „erweiterter Suizid“ bezeichnet und in den Medien fast ausschließlich unter der Prämisse betrachtet, dass der Mann der alleinige Täter und die Frau das unschuldige Opfer sei. Doch ist dieses Bild wirklich so eindeutig? Ist es möglich, dass mehr hinter diesen tragischen Geschehnissen steckt? Dieser Artikel beleuchtet die komplexen Ursachen und betrachtet die Rollen von Mann und Frau aus unterschiedlichen Perspektiven, um eine differenzierte Diskussion anzustoßen.

Fakten und Häufigkeit

Erweiterte Suizide sind keine Seltenheit, aber auch keine Massentat. Sie treten meist in hoch emotional aufgeladenen Trennungssituationen auf. Laut Kriminalstatistiken des Bundeskriminalamts (BKA) sterben jährlich etwa 300 bis 350 Menschen in Deutschland durch Taten im familiären Kontext. Männer sind in rund 80 % der Fälle die Täter, während Frauen etwa 20 % ausmachen. Besonders besorgniserregend ist die hohe Anzahl an Morden an Kindern im Zuge dieser Taten. Laut einer Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen wurden in 40 % der untersuchten Fälle auch Kinder getötet.

Statistiken aus den USA zeigen ein ähnliches Bild: Laut FBI-Daten aus den letzten Jahren sind etwa 75 % der Täter männlich und 25 % weiblich. Während männliche Täter häufiger ihre Ex-Partnerin und die Kinder töten, begehen Frauen solche Taten häufig gegen ihre eigenen Kinder oder neuen Partner. Dies zeigt, dass Gewalt in Trennungssituationen nicht nur auf eine Geschlechterrolle beschränkt ist.

Ursachen und Hintergründe

Psychologische Faktoren

Männer, die in einer Trennungssituation zu drastischen Mitteln greifen, sind oft von tiefen psychischen Krisen geprägt. Depressionen, Suizidgedanken, extreme Verlustängste und das Gefühl absoluter Ohnmacht führen in manchen Fällen zu Kurzschlusshandlungen. Eine Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zeigt, dass Männer ein viermal höheres Risiko für Suizid haben als Frauen. Männer sind außerdem weit weniger geneigt, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, was zu einer Eskalation in Krisensituationen beitragen kann.

Soziale Faktoren

Während Frauen nach einer Trennung oft auf ein unterstützendes soziales Umfeld zurückgreifen können, sind viele Männer in dieser Situation isoliert. Eine Umfrage der Universität Hamburg ergab, dass 65 % der befragten Männer angaben, nach einer Trennung keine emotionale Unterstützung erhalten zu haben, während dies nur auf 30 % der Frauen zutraf. Die gesellschaftliche Erwartung, „stark zu bleiben“ und „keine Schwäche zu zeigen“, führt dazu, dass Männer seltener Hilfe suchen. Diese Isolation verstärkt Gefühle von Hoffnungslosigkeit und Perspektivlosigkeit.

Rechtliche und wirtschaftliche Aspekte

Trennungen können für Männer existenzbedrohend sein. In 90 % der Sorgerechtsverfahren erhalten Frauen das alleinige Sorgerecht für die gemeinsamen Kinder. Viele Männer verlieren nicht nur den Zugang zu ihren Kindern, sondern werden auch mit hohen Unterhaltszahlungen konfrontiert, was finanzielle Notlagen erzeugen kann. Eine Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigte, dass sich nach einer Trennung das Einkommen von Frauen im Schnitt um 20 % reduziert, während Männer oft mit einer Reduktion von über 40 % zu kämpfen haben. Der Verlust von Familie, Wohnsituation und finanzieller Sicherheit kann dazu führen, dass einige Männer in eine tiefe Krise stürzen.

Partnerschaftliche Dynamiken

Nicht jede Beziehung endet im Einvernehmen. Es gibt toxische Dynamiken, emotionale Manipulation und psychische Gewalt, die auch von Frauen ausgehen kann. Eine Studie der TU Dresden zeigt, dass etwa 30 % der Männer in Beziehungen bereits psychische Gewalt durch ihre Partnerin erlebt haben. Diese Formen der Gewalt äußern sich oft durch Demütigung, emotionale Erpressung oder bewusste Provokation. In manchen Fällen ist die Trennung nicht das alleinige Werk des Mannes, sondern Teil eines längeren Konflikts, der eskaliert.

Die Rolle der Medien

Die mediale Berichterstattung zeichnet meist ein sehr einseitiges Bild. Die Männer werden als „gewalttätige Monster“ dargestellt, während die Frauen als unschuldige Opfer erscheinen. Die Ursachen werden selten hinterfragt.

  • Vereinfachte Narrative: Medien greifen oft auf stereotype Darstellungen zurück, die Männer pauschal als Täter und Frauen als Opfer zeigen.
  • Mangelnde Ursachenforschung: Viele Artikel konzentrieren sich auf die Tat selbst, nicht auf die psychologischen oder sozialen Hintergründe.
  • Verzerrte Wahrnehmung: Während Gewalt von Männern gegen Frauen ausführlich thematisiert wird, bleibt Gewalt von Frauen gegen Männer oft unbeachtet oder wird verharmlost.

Die Rolle von Mann und Frau in diesen Taten

Die Rolle des Mannes

Männer werden in diesen Fällen fast immer als Täter gesehen. Doch es gibt viele Faktoren, die zu einer solchen Eskalation beitragen. Gesellschaftliche Erwartungen, ein Mangel an Unterstützung, emotionale Verzweiflung und das Gefühl, nicht mehr wert zu sein, können dazu führen, dass Männer in solchen Momenten keinen anderen Ausweg sehen. Die Frage, die gestellt werden muss, lautet: Hätte diese Tat verhindert werden können, wenn es frühzeitig Hilfe gegeben hätte?

Die Rolle der Frau

Frauen werden in diesen Fällen meist als passive Opfer dargestellt. Doch das ist nicht immer die ganze Wahrheit. In manchen Fällen gibt es eine Vorgeschichte von psychischer oder emotionaler Gewalt, die von beiden Seiten ausgeht. Manipulation, gezieltes Entziehen der Kinder, bewusste Provokationen oder das „Monkeybranching“-Phänomen, bei dem Frauen bereits während der Beziehung eine neue Partnerschaft aufbauen, sind Faktoren, die einen Mann in tiefe Verzweiflung stürzen können. Das heißt nicht, dass dies eine Tat rechtfertigt, aber es zeigt, dass auch Frauen in manchen Fällen eine aktive Rolle in der Eskalation spielen.

Gewaltprävention und Lösungsansätze

  • Frühzeitige psychologische Hilfe für Männer.
  • Bessere gesellschaftliche Wahrnehmung und weniger Stigmatisierung von männlichen Opfern.
  • Faire rechtliche Regelungen zu Sorgerecht und Unterhalt.
  • Offene Debatte ohne Geschlechterstereotypen.

Fazit und Ausblick

Erweiterte Suizide und Trennungstötungen sind tragische Ereignisse, die nicht nur eine Frage von Schuld und Unschuld sind. Vielmehr sind sie das Ergebnis einer toxischen Mischung aus psychischen, sozialen und rechtlichen Problemen. Die Einseitigkeit der medialen Berichterstattung verhindert eine echte Diskussion über Prävention und Lösungsansätze. In weiteren Beiträgen werden wir einzelne Aspekte noch tiefer beleuchten, um diesem wichtigen Thema mehr Raum zu geben.

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