Trennungen sind schmerzhaft – für alle Beteiligten. Doch während Frauen oft auf ein unterstützendes Netzwerk aus Freunden, Familie oder sogar gesellschaftlichen Hilfsangeboten zurückgreifen können, erleben Männer ihren Schmerz häufig isoliert. Warum ist das so? Und was können Männer tun, um sich in dieser schwierigen Phase Gehör zu verschaffen?

Das Tabu der männlichen Verletzlichkeit

In unserer Gesellschaft wird Männern oft vermittelt, dass Stärke und Selbstbeherrschung zentrale Bestandteile ihrer Identität sind. Weinen, Klagen oder das Zeigen von emotionalem Schmerz werden schnell als Schwäche interpretiert – von anderen, aber auch von den Männern selbst.

Nach einer Trennung versuchen viele Männer deshalb, ihre Gefühle zu unterdrücken, statt sie zu verarbeiten. Dieses Verhalten mag kurzfristig funktionieren, führt jedoch langfristig zu Problemen wie emotionaler Isolation, Depressionen oder sogar körperlichen Beschwerden.

Gesellschaftliche Unterschiede bei der Unterstützung

Frauen sind es gewohnt, über ihre Gefühle zu sprechen und Unterstützung zu suchen – sei es im Freundeskreis oder durch professionelle Hilfe. Männer hingegen tun sich oft schwer, ihre Emotionen zu artikulieren oder Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Hinzu kommt, dass viele Unterstützungsangebote auf Frauen zugeschnitten sind. Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen oder Online-Ratgeber sind häufig darauf ausgerichtet, Frauen in schwierigen Lebenssituationen zu stärken, während Männer oft das Gefühl haben, für sie gäbe es keine vergleichbaren Angebote.

Warum Männer nach einer Trennung übersehen werden

Ein weiterer Grund für den stillen Schmerz von Männern ist, dass sie gesellschaftlich oft als „Täter“ und nicht als „Opfer“ wahrgenommen werden. Trennungen werden häufig aus der Perspektive der Frau betrachtet, während die emotionalen und psychischen Folgen für den Mann kaum thematisiert werden.

Auch in Gesprächen mit Freunden oder der Familie stoßen Männer oft auf wenig Verständnis. Sätze wie „Reiß Dich zusammen!“ oder „Es gibt doch genug andere Frauen!“ zeigen, wie wenig Platz der Schmerz von Männern in unserer Gesellschaft hat.

Wie Männer gehört werden können

  1. Aktiv Unterstützung suchen: Männer sollten den Mut aufbringen, sich Freunden, Verwandten oder einem Therapeuten anzuvertrauen. Selbsthilfegruppen oder Online-Communities bieten ebenfalls Möglichkeiten, sich auszutauschen und verstanden zu fühlen.
  2. Emotionen zulassen: Es ist wichtig, den eigenen Schmerz nicht zu unterdrücken, sondern ihn zu akzeptieren. Gefühle zu zeigen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Menschlichkeit.
  3. Aufklärung betreiben: Männer können dazu beitragen, das gesellschaftliche Bewusstsein für ihre Perspektive zu schärfen. Indem sie offen über ihre Erfahrungen sprechen, tragen sie dazu bei, dass der stille Schmerz von Männern mehr Gehör findet.
  4. Langfristige Strategien entwickeln: Neben kurzfristiger Unterstützung ist es wichtig, langfristig an der eigenen emotionalen Gesundheit zu arbeiten. Hobbys, Sport oder das Erlernen neuer Fähigkeiten können helfen, neue Perspektiven zu gewinnen und den Schmerz zu verarbeiten.

Fazit

Der stille Schmerz von Männern nach einer Trennung ist ein Problem, das oft übersehen wird. Doch das bedeutet nicht, dass es keine Lösungen gibt. Indem Männer ihre Emotionen anerkennen, Unterstützung suchen und ihre eigene Stimme finden, können sie nicht nur den Schmerz überwinden, sondern auch gestärkt aus der Krise hervorgehen.

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High angle anxious man at home